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  Emma, die Lok
 
Emma, die Lokomotive
Eliaz war gerade 4 Jahre alt geworden. Er war nun schon ein großer Junge und sehr selbstbewußt. Am liebsten spielte er mit seinen Autos. Davon hatte er sehr viele und jedes davon hatte seinen festen Platz in seinem Zimmer. Alle mussten immer ordentlich in einer Reihe stehen.
Zu seinem Geburtstag aber hatte er eine Eisenbahn bekommen. Das war eine ganz besondere Lokomotive. Sie war aus Holz und hieß Emma. Emma war ganz bunt angemalt und hatte vorne zwei schwarze Lampen, das sah aus, als würde sie Eliaz mit großen schwarzen Augen ansehen.
Heute war ein sehr aufregender und anstrengender Vormittag im Kindergarten gewesen. Eliaz musste mit den anderen Jungen fangen spielen. Es ging immer um die Tische herum und ab und zu war dabei auch schon mal ein Stuhl im Weg. Bis die Erzieherin aufsprang und sagte, „jetzt ist es genug, ihr geht nach draußen in den Garten und könnt dort weiter toben“. Das ließen sie sich nicht zweimal sagen und weiter ging die wilde Jagd, durch den Garten mit Purzelbäume im Sand und einer wilden Schaukelpartie.
Eliaz war ganz schön geschafft und l egte sich auf den weichen runden Teppich in seinem Zimmer, auf dem auch Emma stand. Er schaute Emma an. Und plötzlich saß er auf Emmas Tender und los ging die Fahrt. Zuerst nur langsam, Emma rief „halt dich gut fest“ und dann wurde die Fahrt immer schneller. Die Häuser und Bäume zogen an ihm vorbei und bald schon waren sie schneller als die Autos auf der Straße. Der Wind zauste ihm das Haar und Eliaz musste alle Kraft aufwenden, um nicht von Emmas Tender herunter zu rutschen.
Endlich aber wurde die Fahrt wieder langsamer und als sich Eliaz umsah, sah er schöne bunte Häuser, die Bäume hatten ihr schönstes buntes Kleid angezogen und die Sonne lachte vom Himmel und wärmte ihm den Rücken. Und was war das? Das war doch Bob, der Baumeister, der ihm da zuwinkte. Und neben ihm stand Heppo der blaue Kran. „Hallo Eliaz“, rief Bob, „schön, dich zu sehen“. „Was machst du hier?“ fragte Eliaz. „Wir helfen, hier alles noch schöner zu machen. Baggi und Rollo sind unten am See und wollen ihn noch größer baggern.“ Tatsächlich, da unten standen sie. Emma fuhr langsam weiter. Und nicht weit vom See entfernt entdeckte Eliaz den großen Bauernhof von Playmobil. Die Kühe standen auf der saftigen Weide und ein paar Schweine suhlten sich in einer großen Pfütze. Der Bauer und die Bäuerin winkten ihm zu und schon ging es weiter. Aber plötzlich wurde es kalt. Die Sonne war verschwunden und alles hatte sich verändert und war grau und farblos und ein dicker, dichter Nebel lag über dem Land.  Mit quietschenden Rädern blieb Emma plötzlich stehen denn vor ihr auf den Gleisen stand eine riesige graue Lok. Sie war aus kaltem Stahl. Ihre Augen hatte sie zu zwei schrägen Schlitzen zusammengezogen. Ihre Nase war spitz und darunter sah man einen breiten häßlichen Mund, der wie eine Schaufel geformt war. „Wer bist du“ fragten Emma und Eliaz. „ Ich bin der schnelle Roland-Rapid-Express und jetzt mach den Weg frei du lahme Schnecke, du wirst hier nicht mehr gebraucht. Die Leute haben es eilig und wollen einen Zug, der sie schnell zu ihrem Ziel bringt und nicht so ein schnaufendes Etwas wie dich.“ Grimmig schaute Roland zu ihnen herüber und begann auch schon, seine Räder in Bewegung zu setzen und auf Emma und Eliaz zu zufahren. „Was machen wir nur“ flüsterte Emma Eliaz zu, „er ist viel stärker als ich und wird uns von den Gleisen schieben“ Plötzlich fiel Eliaz etwas ein. „Fahr langsam zurück“ flüsterte es, „bis zu der Weiche, an der wir so eben vorbeigekommen sind“ Emma legte den Rückwärtsgang ein und fuhr den Weg langsam zurück, dabei immer den rasenden Roland im Auge behaltend, denn der kam immer näher und sein Gesichtsausdruck versprach nichts Gutes.
Als sie an der Weiche ankamen, streckte Eliaz seinen Arm aus, bis er an den Hebel reichte, mit dem man die Weiche umstellen konnte. „Mach Platz du lahme Ente“ schrie Roland da und gab jetzt richtig Gas. Vor Schreck blieb Emma der Mund offen stehen und sie rechnete damit, jeden Moment von den Gleisen geschoben zu werden. Aber, was war das? Roland raste mit Volldampf auf das Abstellgleis und knallte mit seiner spitzen Nase auf den eisernen Poller, der am Ende stand. Eine dicke Beule zierte seine Nase nun. Und Roland konnte es noch gar nicht begreifen, was da gerade passiert war.  „Wir müssen etwas auf das Gleis hinter ihm legen,“ sagte Eliaz, „damit er nicht rückwärts fahren kann“. Und zeigte auf einen großen Stein, der neben dem Gleis lag. „Aber der ist viel zu schwer für uns“ meinte Emma.
Aber da war schon Hilfe zur Stelle. Bob kam mit Baggi und Rollo und ehe der wütende Roland sich auch nur umsehen konnte, waren ein paar große Steine hinter ihm aufgetürmt und er hatte keine Chance mehr, auf das normale Gleis zurück zu kommen. Eliaz und Emma bedankten sich bei Bob und seinen Freunden und plötzlich merkte Eliaz, wie es wieder wärmer wurde. Er schaute sich um und sah schon einzelne Sonnenstrahlen, die sich durch den dicken grauen Nebel hindurch kämpfen. Die Welt begann sich zu verändern und der Nebel waberte und waberte und wurde immer schwächer…….
Als Eliaz ein Auge öffnete, lag er wieder auf dem weichen runden Teppich in seinem Zimmer. Die Sonne lachte ins Fenster hinein, alles Autos standen noch in Reih und Glied und vor ihm auf dem Teppich stand Emmas und er schaute in ihr lachendes Gesicht.
 
Christa Leyer
Für meinen Enkelsohn Eliaz, der bald 4 Jahre alt wird
 
 
   
 
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